Permafrostbohrungen an der Adlersruhe (3.454 m) im September 2025
GEORESEARCH und Land Salzburg errichten Österreichs dritten Standort für direkte Permafrost-Messungen - zwei neue 20-Meter-Tiefbohrungen am Großglockner liefern künftig Aufschluss über Veränderungen im Permafrost
Im Rahmen des Projekts FROST.INI (Interreg VI-A Italia-Austria 2021-27) wurden vom 4. bis 6. September unmittelbar nördlich und südlich der Erzherzog-Johann-Hütte („Adlersruhe“) auf 3.450 m Seehöhe zwei neue Permafrost-Bohrlöcher abgeteuft. Damit stellt die Adlersruhe – nach dem Hohen Sonnblick (Messungen seit 2010) und dem Kitzsteinhorn (Messungen seit 2015) – den dritten Standort in Österreich dar, an dem direkte Permafrost-Temperaturmessungen durchgeführt werden.
Permafroständerungen haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Fels- und Hangstabilität. Um den klimawandelbedingten Rückgang des Permafrosts fundiert beurteilen zu können, ist das direkte Monitoring der thermischen Untergrundbedingungen in tiefen Bohrlöchern unerlässlich. Die Kenntnis der Permafrostverhältnisse und ihrer zeitlichen Veränderungen bildet eine zentrale Grundlage für die Bewertung von Felssturzrisiken, Bodensetzungen und Bauwerksstabilität. Darüber hinaus dienen die gemessenen Bohrlochtemperaturen der Kalibrierung und Validierung von Permafrost-Verbreitungsmodellen. Die beiden jeweils 20 Meter tiefen Bohrlöcher an der Adlersruhe stellen aktuell die höchstgelegenen Bohrungen der Ostalpen (und den dritthöchsten Bohrlochstandort im gesamten Alpenraum) dar und werden künftig wertvolle Einblicke in die Veränderungen des thermischen Untergrundregimes sowie in die Dynamik des klimawandelbedingten Permafrostrückgangs ermöglichen.
Die beiden Bohrungen an der Adlersruhe wurden von Fa. Felbermayr als druckluftbetriebene Hammerbohrungen mit einem Durchmesser von 95 mm abgeteuft. Nach Abschluss der Arbeiten erfolgte eine visuelle Überprüfung der Bohrlöcher mit einer Inspektionskamera. Entlang des gesamten Tiefenprofils zeigten sich die Bohrungen trocken; es wurde kein nachfließendes Kluft- oder Schmelzwasser beobachtet. Die obersten Dezimeter bestanden in beiden Bohrungen aus einer dünnen Lockermaterialauflage, die mit zunehmender Tiefe in einen durch größere Klüfte gekennzeichneten Festgesteinsbereich überging. Ab einer Tiefe von rund drei Metern (Südbohrung) bzw. fünf Metern (Nordbohrung) lag kompaktes, ungeklüftetes Festgestein (Prasinit) vor.
Im Anschluss an die visuelle Inspektion mittels Endoskopkamera wurden die Bohrlöcher mit einem unten abgedichteten PVC-Druckrohr ausgestattet, das als Schutzhülle für die geplante Temperatur-Sensorik dient (Instrumentierung mit Temperaturmessketten ist für Oktober vorgesehen). Abschließend wurde der Ringraum – das Volumen zwischen PVC-Rohr und Umgebungsgestein – mit einer rasch abbindenden Zementlösung verfüllt.

Abbildung 1: 20-Meter-Tiefbohrung nördlich der Adlersruhe (Nordbohrloch) (Foto: Georesearch, 04.09.2025).

Abbildung 2: 20-Meter-Tiefbohrung südlich der Adlersruhe (Südbohrloch) (Foto: Georesearch, 06.09.2025).

Abbildung 3: Verlängerung des Bohrgestänges am Südbohrloch (Foto: Toni Riepler, 06.09.2025).

Abbildung 4: Inspektion des Südbohrlochs mittels Endoskopkamera (Foto: Toni Riepler, 06.09.2025).

Abbildung 5: Good Vibes am Nordbohrloch (Foto: Toni Riepler, 04.09.2025).